Münchner Wohnen: Eigene Gasabrechnungen prüfen? – Geht offenbar nur mit externen Experten – München

Die städtische Wohnungsgesellschaft „Münchner Wohnen“ (MW) wirft mehr und mehr Fragen auf, statt Antworten zu geben. Jüngstes Beispiel ist die Reaktion auf ein Nachhaken der Stadtratsfraktion der Linken, die in den Gasabrechnungen des MW-Vorgängers GWG für das Jahr 2023 auf Unstimmigkeiten gestoßen war: Ihren Berechnungen zufolge seien Mieterinnen und Mieter bei den Nebenkosten zu stark belastet worden, nämlich mit 1,42 Cent pro Kilowattstunde. Je nach individuellem Verbrauch mache das 100 bis 200 Euro aus – kein Kleingeld für viele eher einkommensschwache Haushalte, die davon betroffen sind. Die GWG war 2024 mit der zweiten kommunalen Wohnungsgesellschaft Gewofag zur „Münchner Wohnen“ fusioniert worden.

Nachdem das neue Unternehmen fünf Monate lang nicht erklären konnte, worauf die Differenz zwischen der Kalkulation der Linken und der Rechnungsstellung der Gesellschaft zurückzuführen sein könnte, gingen Fraktionschef Stefan Jagel und sein mieten- und energiepolitischer Referent Christian Schwarzenberger am Mittwoch an die Öffentlichkeit. Und siehe da: Umgehend verschickte die „Münchner Wohnen“ nicht nur eine Medienmitteilung – ihr Geschäftsführer Christian Müller nahm auch persönlich Stellung.

Für Klarheit in der Sache sorgte er freilich nicht. Müller berief sich darauf, dass nicht nur Fachleute seines Unternehmens und der Stadtwerke München (SWM) als Gaslieferant mit der Prüfung der Linken-Anfrage beschäftigt seien, sondern auch noch externe Experten. Weil es von denen aber so wenige in Deutschland gebe, dauere es „leider Monate, um die Sachlage zu prüfen“.

Warum er die Linken-Fraktion nicht zwischendurch um Geduld gebeten habe, erklärte er damit, dass er nur Mitteilungen verschicke, die „vollumfänglich korrekt“ und „entsprechend geprüft“ seien. Dabei ließ der ehemalige Fraktionschef der Stadtrats-SPD anklingen, dass sein Verhältnis zu den Linken derzeit wohl nicht konfliktfrei ist. Mit Jagel und Co. hat er jedenfalls am Mittwoch nicht gesprochen.

Müllers Angaben zufolge, die er den Medien gegenüber tätigte, beruht die festgestellte Differenz auf einem Aufschlag der Stadtwerke für Durchleitungs- und Verwaltungskosten. Das sei in einer Ziffer des ursprünglich am 8. November 2021 geschlossenen Gasliefervertrages verankert. „Die Abrechnungen sind aus unserer Sicht in Ordnung“, versicherte er, dennoch lasse er die Angelegenheit prüfen.

Die SWM geht von einem Irrtum aus bei der Rechnung der Linken

Auch die Stadtwerke widersprachen der Annahme, dass die von ihr in Rechnung gestellten Preise nicht korrekt seien. „Es wurden selbstverständlich immer die jeweils vereinbarten Preise abgerechnet“, hieß es auf SZ-Anfrage. Die SWM vermuten, dass die Linke bei ihrer Prüfung für Abrechnungen des Jahres 2023 „irrtümlicherweise die Preisregelung von 2022 zugrunde gelegt hat“. Die Differenz von 1,42 Cent/kWh ergebe sich jedenfalls aus unterschiedlichen Preisregelungen in diesen beiden Jahren, welche im Übrigen einheitlich gelten für alle Geschäftskunden, die den gleichen Liefervertrag abgeschlossen haben – M-Erdgas business EEX Kunden pro. Das betrifft also auch die Mieterinnen und Mieter der ehemaligen Gewofag, die schon früher diesen Kontrakt abgeschlossen hatte, der sich kurzfristig an den Preisen der europäischen Energiebörse EEX orientiert.

Insgesamt sind mithin rund 30 000 städtische Wohnungen betroffen von einem Vertragspassus, der „nirgendwo ersichtlich“ ist, wie Linken-Politiker Schwarzenberger sagt. Als er und Jagel im Januar mit Müller und dem Chef des Einkaufs bei der „Münchner Wohnen“ zusammensaßen, hätten diese jedenfalls auf keine Stelle im Vertrag hinweisen können, welche die Preisdifferenz hätte erklären können. „Wenn man im eigenen Laden die Gasrechnungen der SWM nicht nachprüfen kann und einen Energierechtler dazu einschaltet, sollte man dringend nachdenken, ob der komplizierte Gasvertrag wirklich weitergeführt werden sollte“, findet Schwarzenberger.

Die Münchner Linke hält jedenfalls an ihrer Forderung nach Aufklärung fest, womit die Preiserhöhung um besagte 1,42 Cent pro Kilowattstunde begründet ist. Wenn der Betrag einfach aufgeschlagen worden sei auf die 0,61 Cent, die bis dato als „energiepreisunabhängiger Preisbestandteil“ quasi Unkosten und Gewinnspanne der Stadtwerke abdeckten, müsse man das kommunizieren, finden sie. Am Donnerstag bat die Linke nun auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) um eine Antwort.

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