
19. Februar 2025
Am 21.05.2025 findet die BBH-Jahreskonferenz in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin statt. Im Mittelpunkt steht das Thema „Standortfaktor Energie“, welches auch Fragen nach Energiekosten, Energieversorgung, die Energieinfrastruktur aber auch die damit verbundene Bürokratie beinhaltet.
Zu den Teilnehmer:innen gehören Entscheider:innen aus Politik, Wirtschaft und Verbänden – und mit eben diesen Impulsgeber:innen haben wir im Vorfeld Interviews geführt, die wir an dieser Stelle veröffentlichen werden. Die Interviewreihe setzen wir heute mit Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe e.V. fort.
BBH-Blog: Im Titel unserer Konferenz verknüpfen wir ganz selbstverständlich das Thema Energie mit der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Wie stellt sich die Energiefrage für Sie ganz direkt?
Sascha Müller-Kraenner: Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Wirtschaft hängt an resilienten Energiesystemen und stabilen bezahlbaren Preisen. Deutschland und Europa bleiben nur dann langfristig wettbewerbsfähig, wenn der Ausbau heimischer erneuerbarer Energien konsequent fortgesetzt und der Import von teurem Öl, Gas und Kohle weiter reduziert wird. Wettbewerbsfähigkeit kann dabei nur im europäischen Energiebinnenmarkt und orientiert an den Dekarbonsierungszielen hergestellt werden.
BBH-Blog: Was ist aus Ihrer Sicht die wichtigste Maßnahme, die die nächste Regierung zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands ergreifen muss?
Sascha Müller-Kraenner: Wir benötigen vor allem mehr Verlässlichkeit der Politik. Die alte Bundesregierung hat in Bereich Ausbau der erneuerbaren Energien, aber auch beim Klimaschutz im Gebäudebereich viel angeschoben. Hier brauchen wir Maßnahmen, die darauf aufbauen, also beispielsweise die Ergänzung des erneuerbaren Stromsystems durch den konsequenten Ausbau von Netzen und Speichern, statt eines erneuten Politikwechsels. Das gilt auch für das Heizungsgesetz, welche langsam Wirkung entfaltet. Gerade hier sollte die Branche nicht durch eine abrupte Politikänderung weiter verunsichert werden.
BBH-Blog: Wie können und sollen wir die finanziellen Mittel aktivieren, die für die dringenden Investitionen in die Energie- und sonstige Infrastruktur nötig sind?
Sascha Müller-Kraenner: Wir brauchen Verlässlichkeit der Politik auch bei der langfristigen Förderung privater und öffentlicher Investitionen über den Bundeshaushalt, auch und gerade wenn der KTF in seiner jetzigen Form auslaufen sollte. Das gilt insbesondere für die Fortführung der Förderung für Gebäudeeffizienz, den Einbau moderner Heizsysteme, der kommunalen Fernwärme und die Finanzierung der EEG-Kosten über den Bundeshaushalt. Neben öffentlichen Mitteln müssen wir private Investitionen im großen Stil mobilisieren. Ein Schlüssel dafür ist die Vollendung der europäischen Kapitalmarktunion, so wie schon im Draghi Bericht vorgeschlagen.
BBH-Blog: Sehr geehrter Herr Müller-Kraenner, herzlichen Dank für das Gespräch. Wir freuen uns auf die weitere Diskussion im Rahmen unserer Jahreskonferenz am 21.5.2025.